Dmitrij Kitajenko in Rio de Janeiro

Vom 5. bis 26. Oktober 1991 befindet sich das hr-Sinfonieorchester (damals noch Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt) mit seinem Chefdirigenten Dmitrij Kitajenko auf seiner ersten Südamerika-Tournee. Die Konzertreise beschert den inzwischen Tournee-erfahrenen Orchestermusikern Eindrücke und Erfahrungen sehr gegensätzlicher Art.

Auf der einen Seite beeindrucken positive Erlebnisse, wie das Konzert im weltberühmten Teatro Colón in Buenos Aires, dessen Architektur und Tradition allein schon zu künstlerischen Höchstleistungen beflügelt, auf der anderen Seite irritiert die Konfrontation mit großer Armut, mit Menschen, die niemals ein Konzert oder ein Theater besucht haben und auch nie die Chance dazu erhalten werden.

Ein Volksfest für die Armen

Von den widersprüchlichen Eindrücken bewegt, initiieren die Musikerinnen und Musiker des hr-Sinfonieorchesters mit den Verantwortlichen der Tournee in Rio de Janeiro spontan für den Sonntagnachmittag ein Open-Air-Konzert. Mehr als 20.000 Menschen kommen am 13. Oktober 1991 schließlich in die Anlagen im Schatten des Zuckerhutes. Chefdirigent Kitajenko entwickelt ungewohnte Showqualitäten und reißt die Hörer zu wahren Beifallsorgien hin. Ein Volksfest beginnt, bei dem sich die Menschen zur Musik bewegen und vor lauter Begeisterung bei Brahms' »Ungarischen Tänzen« zu tanzen beginnen.