Emmanuel Tjeknavorian

Wenn man Emmanuel Tjeknavorian als »Artist in Residence« einlädt, bekommt man ihn gleich zweifach: als Geiger – und als Dirigent. Dass Instrumentalisten das Fach wechseln oder zumindest erweitern und zum Taktstock greifen, kommt durchaus nicht selten vor. Aber kaum jemand leistet sich dies in so jungen Jahren, quasi noch im Aufstieg des Karriere-Sterns.

Der 1995 in Wien geborene Geiger hatte zwar bereits 2014 begonnen, bei seinem Vater Loris Tjeknavorian Dirigierunterricht zu nehmen – da machte er gerade seine Matura an einem Wiener Gymnasium und hatte die Fachwelt schon als herausragender Nachwuchsgeiger auf sich aufmerksam gemacht. Aber erst injüngster Zeit, als Tjeknavorian längst zu den Spitzen-Geigern zählte, machte er ernst mit dem Dirigieren.

Emmanuel Tjeknavorian

Eine künstlerische Neuausrichtung möchte der sympathische Österreicher diesen Schritt allerdings nicht nennen, und die Frage nach dem Warum findet er sogar irritierend. »Dirigieren ist schlicht und ergreifend seit jeher eine innere Notwendigkeit. Genauso könnte man mich fragen: ›Wie kam es dazu, dass sie atmen?‹. Ich muss es tun, sonst …« – der Satz bleibt unvollendet und ist doch so eindeutig.

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Konzerte

Do/Fr 10./11.11.2022
Pathétique

So 13.11.2022
Wiener Blut

Mi 23.11.2022
Klang-Selfies

Do/Fr 24./25.11.2022
Bilder einer Ausstellung

Do 27.04.2023
Mozarts »Große G-Moll«

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Aber er beruhigt auch all jene, die den 27-Jährigen für die Welt der Violine jetzt für immer verloren glaubten. »Ganz an den Nagel hängen werde ich die Geige niemals. Welcher Mensch ist schon bereit, die eigene Stimme verloren zu geben? Ich werde lediglich meinen Fokus nahezu gänzlich und ausschließlich auf das Dirigieren legen. Um beim Bild zu bleiben: Ich werde meine Stimme drastisch weniger beanspruchen, habe aber nicht vor, bis zum Ableben stumm zu sein.«

»Der Klassik-Tjek« – Solist, Kammermusiker, Dirigent und Moderator

»Künstlerisch sehr befriedigend und qualitativ auf dem höchsten Niveau«, so bezeichnet Emmanuel Tjeknavorian die Zusammenarbeit mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt. Gemeinsam hatten sie 2019 die Violinkonzerte von Jean Sibelius und Loris Tjeknavorian auf CD eingespielt. Wobei er selbst das Orchester schon viel länger kennt: »Ich habe das hr-Sinfonieorchester schon als Kind mehrfach in Wien gehört und war stets unglaublich bewegt und begeistert«, sagt der Geiger, der in der kommenden Saison als Solist, Kammermusiker und Dirigent zu erleben sein wird. Und als Moderator – was keineswegs eine neue Erfahrung ist für den Musiker, der sich wahrlich nicht nur in der Musik plastisch auszudrücken versteht. Seit sechs Jahren moderiert er monatlich eine eigene Radio-Show auf Radio Klassik Stephansdom, sie heißt »Der Klassik-Tjek« – Tjek wie Check, so spricht man seinen armenischen Nachnamen aus.

Wahrhaftig himmlische Musik

Das Format für Konzerte mit Moderation heißt beim hr-Sinfonieorchester »Spotlight«, Emmanuel Tjeknavorian wird in dieser Reihe Mozarts große g-Moll-Sinfonie in Wort und Klang präsentieren. »Mozart kann das Schwerste sein«, weiß er. »Dennoch fühle ich mich sehr frei und gewissermaßen ›heimisch<, wenn ich seine Musik aufführe. Für mich ist er einfach DER göttliche Komponist.« Das genaue Studieren der berühmten Violinschule von Leopold Mozart sei da sehr hilfreich und prägend gewesen. »Außerdem habe ich nahezu alle Violinkonzerte und Violinsonaten, sowie viele Kammermusikwerke mehrfach öffentlich aufgeführt. Diese Erfahrungen konnte ich nahtlos auf mein dirigentisches Sein übertragen und freue mich immer auf Mozarts wahrhaftig himmlische Musik.«