Orchester im hr-Sendesaal

Über 30 Jahre hatte er dem hr-Sinfonieorchester als Proben-, Aufnahme- und Konzertsaal gedient. Mitte der 1980er Jahre musste er schließlich umfangreich saniert werden und wurde in diesem Rahmen neu gestaltet. Nach knapp zweijähriger Bauzeit, während der das Orchester in der Stadthalle von Oberursel probte, wird der Sendesaal des Hessischen Rundfunks am 22. Dezember 1988 mit einem feierlichen Konzert des hr-Sinfonieorchesters wiedereröffnet.

Architekt Eugen Söder hatte die Pläne für den Umbau entworfen, und der Hessische Rundfunk investierte darüber hinaus in eine komplett neue Technik. Ein Mischpult mit 120 Mikrofoneingängen wurde installiert. Im Dach entstand eine neue Klimaanlage, und ein neues Beleuchtungskonzept sorgt im Raum für Multifunktionalität und Fernsehtauglichkeit. Ein hydraulisches Hubsystem steckt hinter und unter der neuen computergesteuerten »Podiumslandschaft«. In Minutenfrist kann ein Podest samt Chor oder ein Konzertflügel zukünftig aus der Unterwelt nach oben gehoben werden. Die Orgel, 1957 von Förster & Nikolaus in Lich/Oberhessen erbaut, präsentiert sich nun befreit von der Holzverkleidung und wurde mit einem neuen, fahrbaren Spieltisch versehen.

Inbal_Eliahu

Die Besucher sitzen auf nun stoffbespannten Stühlen. Nur noch 840 statt 1200 Plätze hat der Saal. Und die Akustik? Schließlich hat sich die Aufnahmetechnik grundlegend verändert seit den 50er Jahren! Ihr zuliebe wurde der große Raum mit einer geschlossenen, vielfach abgewinkelten Decke aus kanadischem Ahornholz ausgestattet. Erfreut klatscht Chefdirigent Eliahu Inbal bei der ersten Besichtigung in die Hände – aus Begeisterung, aber auch, um den Nachhall zu prüfen. Sein Wunschtraum von mindestens 1,9 Sekunden wird fast erfüllt. Am Tag der Wiedereröffnung erklingt unter seiner Leitung ein Oratorium von Ermanno Wolf-Ferrari mit dem symbolträchtigen Titel: »La vita nuova« – Das neue Leben!