Luigi Nono

Junge Komponisten brechen in den 50er und 60er Jahren in musikalisches Neuland auf und stellen ihre Interpreten vor teilweise unlösbar scheinende Probleme. Luigi Nono etwa wünschte sich für seine »Composizione II – ›Diario polacco 1958‹«, die das hr-Sinfonieorchester uraufführen sollte, im Vorfeld eine ganze Reihe exotischer Schlaginstrumente, die man nicht besaß und die es auch nirgends zu kaufen gab.

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Luigi Nono: Diario polacco 1958 – Auftragskomposition des hr / Uraufführung, Aufnahme vom 2. September 1959

Luigi Nono
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»Ich hatte überhaupt keine Idee,« so der langjährige Leiter des Orchesterbüros, Richard Stock, »wo man die von Nono geforderten Instrumente auftreiben könnte. Schließlich fiel mir mein Freund im Völkerkundemuseum ein, und ich ging mit Luigi Nono zu ihm. Nono war begeistert von all dem, was da im Nachkriegsdurcheinander noch völlig ungeordnet aufzustöbern war. Schließlich entdeckten wir eine afrikanische Buschtrommel, ja eine ganze Sammlung von Buschtrommeln aus Afrika.

Eine kleine Schlitztrommel aus dieser Sammlung hatte es Nono ganz besonders angetan, und es gelang mir, sie für unsere Zwecke auszuleihen. Mit Hilfe eines Geigenbauers in Frankfurt und einem Kollegen von ihm in Mittenwald, der uns zu dem notwendigen abgelagerten Holz verhalf, entstand so in einem Zeitraum von mehr als einem halben Jahr ein spezifischer Trommelsatz, der zu einem bahnbrechenden Modell wurde in der Neuen Musik, nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Köln, und an vielen anderen wichtigen Orten, wo Neue Musik auf- und uraufgeführt wurde.«