Mann auf Bühne

Schon als Kleinkind hat er gesungen, dauernd, wie die Mutter berichtet. Heute kann er mit seiner Stimme poltern und sanft streicheln. Am Anfang stand Mozart, jetzt ist es Wagner. Kürzlich hat Corby Welch stolz auf Facebook gepostet: »Jetzt habe ich alle vier großen Tenorpartien aus dem Ring gesungen!«

Eigentlich wollte Corby Welch, wie seine Kollegin Amanda Pabyan, Jura studieren, internationales Recht. Aber der Hang zum Gesang war stärker als die Aussicht auf eine Karriere als Staranwalt. Er wurde Mitglied in einem Knabenchor und begann bereits mit 15 Jahren klassischen Gesang zu studieren. Er spezialisierte sich zunächst auf die lyrischen Tenorartien in Mozarts Opern - mit Erfolg. Dennoch liebäugelte er mit Wagners Heldenpartien: »Ich wollte schon mit 22 Jahren den Lohengrin singen, was mein damaliger Lehrer glücklicherweise verhindert hat«, sagt er in einem Interview.

Welches Potential in dem jungen Sänger steckte, erkannte Dirigent Helmut Rilling. Er holte den damals 26-Jährigen nach Deutschland. Gut vorbereitet war er, denn bereits mit zwölf Jahren hatte er Deutsch gelernt.

Zu alt für Mozarts junge Männer

Heute hat Corby seinen Traum, Wagner-Sänger zu sein, verwirklicht. Nicht nur die Entwicklung seiner Stimme war dafür ausschlaggebend. »Nach ein paar Jahren (als Ensemblemitglied an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg) schlich sich bei mir der Gedanke ein, dass es augenscheinlich sehr wenig 50-jährige Taminos auf der Welt gibt und ich mir daher langsam Gedanken machen sollte, wohin die Reise geht.«

Die Reise ist gelungen. Ein Kritiker schrieb im Mai 2019 nach der Aufführung von Wagners »Tannhäuser«, in der Corby Welch die Titelpartie sang: »Hier singt ein Vertreter seines Fachs, der die Bezeichnung Heldentenor zu recht verdient... Kraftvoll, emotional und stimmlich immer präsent ist sein Tannhäuser... Ein großer Vertreter seines Fachs, der weiß, welche Anforderungen Richard Wagner an seine Figuren in den Opern gestellt hat und dies auch umsetzen kann. Eine phantastische Leistung.«

Vom lyrischen Tenor zum Heldendarsteller

Corby Welch, 1973 im US-Staat Minnesota geboren, studierte Gesang an der University of Minnesota und in Mannheim. Danach folgten Engagements als lyrischer Tenor an der Hamburgischen Staatsoper, in Essen, Braunschweig und Athen. Von 2003–2018 gehörte Corby Welch zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein. Da sang er Partien aus Opern von Mozart, Britten und Strauss, übernahm zunehmend auch Wagner-Partien, mit denen er sich seinen Namen machen sollte.

Mitte 2018 verließ Corby sein langjähriges Ensemble in Düsseldorf. »Ich wusste von Anfang an, dass ich nach dem Fachwechsel insgesamt flexibler sein muss. Es geht jetzt darum, mich an den Häusern vorzustellen, die meine Partien brauchen, um mehr in die Tiefe meines Fachrepertoires gehen zu können«, begründet der Familienmensch, wie er sich selbst bezeichnet, seinen Schritt. Sein Ziel: Bayreuth.

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