Fokus-Komponistin Unsuk Chin

In der Saison 2025/26 richtet das hr-Sinfonieorchester Frankfurt einen zeitgenössischen Fokus auf die Komponistin Unsuk Chin. Insgesamt drei Werke der gebürtigen Südkoreanerin werden in der »Großen Reihe« in der Alten Oper zu erleben sein.

Unsuk Chin
Unsuk Chin Bild © Priska Ketterer

Energie, Körperlichkeit, Virtuosität

Unsuk Chins musikalische Welt kennt keine Grenzen. Sicher, so gut wie jede Komponistin und jeder Komponist würde dies für sich in Anspruch nehmen. Niemand will ja in einer kleinen, engen Welt verortet sein. Doch für die 1961 in Südkorea geborene und seit den 1980ern in Deutschland lebende Unsuk Chin gilt der Satz in besonderer Weise. So, wie sie sich auch als Mensch mehr als Kosmopolitin denn als Koreanerin fühlt, ist sie auch mit ihrer Musik grenzenlos versiert. Vielleicht, sagt sie, habe sie ihre musikalische Sprache bloß noch gar nicht gefunden, darum klinge jedes Stück anders. Sich zu wiederholen, ja, das langweile sie einfach.

Wenn das hr-Sinfonieorchester Unsuk Chin als Fokus-Künstlerin in dieser Saison mit drei Werken in der Alten Oper präsentiert, darf man sich daher auf eine denkbar große stilistische Bandbreite freuen. Und auf Querbezüge der überraschenden Art – denn klingt nicht das Orchesterstück subito con forza immer mal wieder ganz wie die Coriolan-Ouvertüre Ludwig van Beethovens? Unsuk Chin legt hier eine Lupe über charakteristische Beethoven-Gesten, seine Kontraststärke, seine Entschlossenheit.

Was alle in Frankfurt zu hörenden Werke der Komponistin verbindet und was dann doch so etwas wie eine wiedererkennbare Sprache bedeutet: Sie schreibt mit extrem großer Lust auf Virtuosität, nicht nur für die solistischen Parts, sondern für das ganze Orchester. Und da bedenkt die 2024 mit dem »Ernst von Siemens Musikpreis« ausgezeichnete Unsuk Chin meist sehr großzügig die Schlagwerker – vor allem in Alaraph, einem ganz frischen Orchesterwerk, das hier seine Deutsche Erstaufführung erleben wird. Dieser Musik attestiert sie selbst absolut zu Recht »beträchtliche Energie und Körperlichkeit«. Was hingegen für sie Seltenheitswert hat: In Alaraph schwingen Bezüge auch zu traditioneller koreanischer Musik mit, speziell: der so statisch wirkenden höfischen Ritualmusik. Alles sehr stilisiert und komprimiert, natürlich, sie komponiert ja nicht für Musikethnologen. Umso expressiver wiederum: ihr Cellokonzert, das von der Solistin Alisa Weilerstein alles abverlangt, vom lyrischen Erzählton bis zu spieltechnischen Extremsituationen. Dazu explodieren die Orchesterfarben, neun Triangel sorgen für eine Atmosphäre des Flirrens und Schwebens. Jedes Chin-Werk ist eben ein Klangwunderland.

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Konzerte

Do/Fr 27./28.11.2025
Schostakowitsch 11

Fr 20.02.2026
Sommernachtstraum

Do/Fr 05./06.03.2026
Dvořák 7

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Quelle: hr-Sinfonieorchester