Otto Frickhoeffer

Hans Rosbauds Platz als Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters nimmt Ende 1937 der von der nationalsozialistischen Partei aus Berlin entsandte Otto Frickhoeffer ein. Als musikalischer Sonderbeauftragter obliegt es dem linientreuen Komponisten und Dirigenten nach der »Gleichschaltung«, den politischen Kurs per Rundfunkmusik zu unterstützen.

Im »Reichssender Frankfurt« müssen nun vor allem die vier großen »B«s herhalten: Beethoven, Bach, Brahms und Bruckner werden vor den Karren gespannt, und auch Richard Wagner darf natürlich nicht fehlen.

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Richard Wagner: »Titurel, der fromme Held« aus »Parsifal«, Aufnahme von 1942

Der Komponist Richard Wagner (Archivfoto von 1877)
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Noch bevor Frickhoeffer sein Amt in Frankfurt antritt, ist er bereits als Gastdirigent am Sender aktiv. Am 9. November 1937 dirigiert er die 3. Sinfonie von Beethoven und am 14. November ein erstes Richard-Wagner-Konzert. Offiziell übernimmt er die musikalische Leitung des Orchesters am 1. Dezember 1937.

»Knochen-Otto«

Otto Frickhoeffer, der über die Position des Chefdirigenten hinaus zugleich auch Leiter der Musikabteilung am Frankfurter Sender ist, dirigiert während seiner Amtszeit in der Folge keine einzige Uraufführung – auch nicht von regimenahen Komponisten.

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Und die Konzerte, die der mit Spitznamen »Knochen-Otto« genannte Sachwalter der Nazis leitet, sind auch keine unbedingten musikalischen Sternstunden.

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Geschichte des hr-Sinfonieorchesters – 1937–1945

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Für die künstlerischen Ereignisse der Kriegsjahre in Frankfurt sorgen viel mehr andere: der junge Hans Müller-Kray etwa, der 1942 als Dirigent verpflichtet wird, und vor allem Carl Schuricht, Wiesbadens Generalmusikdirektor, der als einziger bedeutender Gast immer noch zum Frankfurter Sender kommt, bevor auch er 1944 Deutschland verlassen muss.

Lebenslauf

Frickhoeffer stammte aus der Pfalz und hatte in München und Heidelberg Medizin studiert, bevor er sich in Frankfurt der Musik zuwandte. Ab 1918 lebte er als Gesangslehrer und Komponist in Berlin und war von 1934 bis 1936 als Dirigent beim Berliner Reichsrundfunk tätig. Bereits 1933 hatte sich Frickhoeffer an einem Festival »Das junge Deutschland in der Musik« in Bad Pyrmont beteiligt, das der KfdK, der »Kampfbund für deutsche Kultur«, ausrichtete, und seine politische Gesinnung ließ ihn dann schnell Karriere machen.

Otto Frickhoeffer stirbt 1968 in Bad Schwalbach.